Burkart_Sortiment_Terra_0103.jpg

Käfer bei Zoo Burkart

In Japan gibt es eine schöne Tradition:

Bevor Söhne in das Halbstarkenalter kommen, schenken Familienmitglieder ihnen ganz kleine Käferlarven von Riesenkäfern oder Hirschkäfern. Diese haben eine zum Teil sehr lange Entwicklungsdauer von, je nach Art, bis zu sieben Jahren. Für diesen Zeitraum ist nun der junge Mann für seine Schützlinge verantwortlich, muss sich um optimales Nährsubstrat, die richtige Feuchte und optimale Temperaturen kümmern.

Verläuft die Pflege und Versorgung der Larven dauerhaft gut, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie sich verpuppen. Mit der nötigen Sorgfalt und Kontinuität in der Aufzucht wird vielleicht ein besonders großer Käfer schlüpfen – der Lohn für eine lange Zeit des Wartens und der Verantwortung.

Auf jeden Zentimeter Körpergröße des fertigen Käfers kann der Pfleger und Züchter nun stolz sein, Lob und Anerkennung der ganzen Familie werden ihm gegenüber ausgedrückt und er hat eine wichtige Lektion für sein weiteres Leben gelernt – ohne Fleiß kein Preis! Werte, die leider langsam in der heutigen Wegwerfgesellschaft in Vergessenheit geraten. Zugleich eine schöne Methode, um den eigenen Nachwuchs auf die richtige Bahn zu bringen.

Daher sollte man sich auch nicht wundern, wenn man in China und Japan in großen Supermärkten neben Dosenfutter für Hund und Katze, grellbuntem Hamsterspielzeug auch Regale mit Käferzubehör findet. Hier ist man auf die lange Tradition der Käferhaltung seitens der Industrie längst eingegangen und es gibt vom Beetlejelly über Substrate, Käferterrarien bis hin zu Präparationssets für abgelebte Käfer alles, was man braucht (oder manchmal auch nicht!)

In Deutschland steckt die Käferzucht und Haltung noch in den Kinderschuhen. Ein kleiner Halterkreis ist recht erfolgreich und auch seltene und schwierige Käferarten werden zunehmend auch auf der Terraristika angeboten. Leider ist der breiten Masse der Terrarianer diese Sparte der Terraristik bisher entgangen, vom „Futterrosenkäfer“ Pachnoda marginata mal abgesehen. Und dabei ist die Käferhaltung eigentlich sehr spannend und nicht wirklich schwer.

Wer den Wunsch hegt, sich mit Käfern zu beschäftigen steht zuerst vor der Qual der Wahl. Generell kann in große Arten wie Herkuleskäfer (Dynastes ssp.), Goliatkäfer (Goliathus ssp.), Dreihornkäfer (Chalcosoma ssp.) etc. und kleine Arten wie Rosenkäfer ( Pachnoda, Eudicella, Stephanorrhina, Protaetia, u.a.) unterschieden werden.

Riesenkäfer sind schon durch ihre Größe sehr imposant, zumeist behornt oder haben bewegliche Kopffortsätze mit denen die Männchen ihre Kämpfe um Reviere, Futterstellen und Weibchen austragen. Riesenkäfer haben aber generell eine erheblich längere Entwicklungsdauer (bis zu vier Jahre, durchschnittlich aber 1-2 Jahre) als Rosenkäfer und Co. (viele Arten 6 – 12 Monate). Zudem sind die großen Arten höherpreisiger als die zumeist leuchtend bunt gefärbten kleinen Arten.
Wer auf einen schnellen Generationszyklus aus ist, sollte also besser mit kleineren Arten anfangen, was auch für Kinder interessanter sein dürfte – in geduldigem Warten sind wir den Asiaten wohl tatsächlich unterlegen!

Nachdem die Auswahl der Art getroffen ist, stellt sich nun die die Frage: Käfer oder Larven kaufen? Auch hier teilen sich die Meinungen. Einem Käfer sieht man nur sehr schwer an, ob er jung ist, oder ob die zumeist eh recht kurze Lebenszeit (zumeist je nach Art zwischen wenigen Wochen und zwei Jahren) fast um ist.

Bei Larven ist das erheblich leichter zu bestimmen. Fast alle Käferlarven machen drei Larvenstadien durch, käferhaltersprachlich als L1, L2 und L3 bezeichnet. An das dritte Stadium schließen sich die Verpuppung und der Schlupf des fertigen Käfers an. Dieser hat nun seine endgültige Größe erreicht – Käfer können als Imago nicht mehr wachsen!

Allerdings sollte man sich beim Larvenkauf an seriöse Anbieter halten, denn nur zu oft bieten zumeist osteuropäische Verkäufer Arten mit falscher Bestimmung an. Die Enttäuschung ist dann nach der Aufzucht groß, wenn nicht die gewünschte Art schlüpft. Eine Bestimmung der Art anhand einer Larve ist selbst für Spezialisten schwierig, eine Geschlechtsbestimmung allerdings halbwegs einfach.

Hat man sich für einen Käfer entschieden, benötigt dieser ein geeignetes Terrarium mit einer möglichst hohen Bodenwanne und einer nicht zu großen Lüftungsfläche. Profizüchter nutzen zumeist große handelsübliche Plastikstapelboxen, welche an den Griffmulden mit Drahtgaze abgeschlossen werden. Beide Haltungsformen haben durchaus ihre Berechtigung. Je nach Art muss für eine leichte Beleuchtung gesorgt werden, welche das Paarungsverhalten vieler Arten stimuliert, jedoch das Terrarium nicht zu sehr aufheizen oder austrocknen darf. Der Boden wird ja nach den individuellen Bedürfnissen der Arten zwischen 8 cm und bis zu 30 cm hoch mit einem Gemisch aus fermentiertem Laubhäcksel und weissfaulem Holzmulch von Laubbäumen aufgefüllt. Hirschkäfer brauchen zudem zur Vermehrung spezielle Holzstämmchen zur Eiablage. Einige Kletteräste, eine Futterstelle mit Obst oder Beetlejelly und vielleicht sogar einige geeignete Pflanzen vervollständigen die Einrichtung. Zur Kontrolle der Temperatur und Luftfeuchte sollten sowohl ein Thermometer, als auch ein Hygrometer nicht fehlen.

Läuft alles gut, so verpaaren sich die neuen Pfleglinge schon bald und ausdauernd. Die Weibchen vergraben sich nun viel und sind manchmal tagelang nicht an der Substratoberfläche. Zumindest bei großen Arten empfiehlt es sich, zu stark treibende Männchen zeitweilig in ein anderes Terrarium umzusetzen, damit die Weibchen etwas Ruhe bekommen und ausreichen fressen können. Futter muss immer ausreichen vorhanden sein. Keine Sorge, Käfer überfressen sich nicht und verfetten auch nicht!

Mit etwas Glück legt das Weibchen kugelrunde weiße bis gelbliche Eier ab und startet somit eine neue Generation. Aus diesen schlüpfen nach wenigen Tagen winzige L1, also Larven des ersten Stadiums.

Entscheidet man sich aber für den Kauf von Larven, so muss man sich als Spontankäufer ausnahmsweise mal keine allzu großen Vorwürfe machen. Professionelle Anbieter geben Käferlarven in ausreichend großen Behältern mit reichlich Substrat ab, welches noch einige Zeit als Nahrung ausreicht. Ist irgendwann fast der komplette Inhalt der Larvenbox zu kleinen festen Kotpellets umgearbeitet, so sollte frisches Substrat in der richtigen Mischung gefüttert werden. Wichtig ist es hierbei, einen Teil des alten Materials wieder unterzumischen, da dieses wichtige Bakterienstämme enthält. Man hat also, vorausgesetzt man verfügt über einen geeignet warmen Bereich im Terrarienraum, immer noch reichlich Zeit, um ein (oder ein weiteres) Terrarium für die später schlüpfenden Käfer zu besorgen und einzurichten, sofern man seine Wunschart unerwartet ergattern konnte.

Terrarianer neigen dazu, erst einmal richtig mit dem „Virus choleopterae“ infiziert, einige verschiedene Arten in die Haltung und Zucht zu nehmen, um sich dann zumeist auf eine bestimmte Richtung festzulegen und sich z. B. auf Hirschkäfer zu spezialisieren. Aber auch in der Spezialisierung gibt es eine kaum überschaubare Artenfülle.

Erfreulicherweise nimmt die Zahl der aus Nachzucht verfügbaren Arten stetig zu, so dass nur bei noch nicht gehaltenen Arten oder zur Auffrischung der Bestände Wildfänge noch nötig sind. Auch wenn einige Arten, wie zum Beispiel aus der Gattung Pachnoda Probleme in der dauerhaften Zucht bereiten, so sind schon wirklich viele Arten in menschlicher Obhut im Bestand gesichert und bilden vielleicht einmal eine wichtige Reserve für Spezies, die in der Natur durch Habitatzerstörung selten geworden sind.

Wird die Haltung professioneller und die Anzahl der in Zucht befindlichen Arten bei einem Liebhaber größer, so kommt dieser um eine gewisse Organisation nicht umhin. Es wird schnell nötig, Larven in Boxensystemen aufzuziehen und ggf. zu katalogisieren. Ein nicht zu unterschätzendes Bestandsmanagement ist gefragt, um Arten dauerhaft in der Zucht zu haben und nicht versehentlich eine Art auslaufen zu lassen. Schlägt ein Zuchtversuch fehl, so kann die entstandene Lücke mit einer leichten Entwicklungssteuerung durch Absenkung beziehungsweise Erhöhung der Temperatur bei einem Teil des Larvenbestandes kompensiert werden. Erfreulicherweise sind Käfer und ihre Larven wechselwarm und haben eine gewisse Toleranz im Bezug auf geeignete Temperaturen.

Manchmal jedoch wollen von einer Art nur Männchen oder nur Weibchen schlüpfen – ein Problem, welches den Halter in eine angenehme Geselligkeit führen kann. Bedingt durch das Internet und nicht zuletzt das Kaeferforum.com oder Vereine wie die ZAG Wirbellose und DGHT haben sich Stammtische und Züchtergrüppchen gebildet, die sich zum Tauschen und Fachsimpeln treffen. Erfreulicherweise sind die versierten Käferhalter somit zu einer sehr kontaktfreudigen und für Neulinge offenen Gruppe geworden. Rivalitätsverhalten oder Neid sind hier fast völlig unbekannt und man versorgt Anfänger gerne mit überzähligen Nachzuchten oder Züchtertricks, damit sich der Erfolg einstellen kann. In diesem Punkt sind wir aus unserer Sicht wohl dem asiatischen Käferprofi in der sozialen Komponente voraus. Wo man im Land des Nippon den wundersamen Futterstoff geheim hält, der die Chance auf den größten Käfer verspricht, da teilt man hierzulande gerne seine Erfolge und bietet seine neueste „Entdeckung“ gerne auch den Freunden an.

Käfer Futtertiere
Käfer scheinen also auch auf Europäer förderlich für die Sozialkompetenz zu wirken ...

Vielen Dank an www.thepetfactory.de
Text: Martin Höhle

Nur Notwendige speichern
Alle akzeptieren